OFB Vechelade Ortssippenbuch von 1939

Das Ortssippenbuch hat mir freundlicher weise der Ortsheimatpfleger Bernhard Wolters für einige Zeit zur Verfügung gestellt. Danke!

Die Ahnen des deutschen Volkes

Dorf – Sippenbuch Vechelade

Herausgeber und Bearbeiter:

Verein für bäuerliche Sippenkunde und bäuerliches Wappenwesen e.V.

Dem Reichsnährstand angegliedert

Reichsbauernstadt Goslar

Blut und Boden Verlag GmbH Reichsbauernstadt Goslar 1939

 

Ehe ihr da waret, ihr Leute aus der Stadt

ob reich, ob arm, ob hoch, ob niedrig,

war ich da.

Ich brauch den Boden, ich säte das Korn,

ich schuf das Feld, auf dem ihr leben und

gedeihen konntet mit eurem Gewerbe,

eurem Handel, eurer Industrie, eurem

Verkehr.

Ich fand das Recht, ich gab das Gesetz,

ich wehrte den Feind ab, ich trug die

Lasten Jahrtausende lang.

Ich bin der Baum und ihr seid die Blätter,

ich bin die Quelle und ihr seid die Flut,

ich bin das Feuer und ihr seid der Schein.

Hermann Löns

 

Vorbemerkungen

Mit dem Dorfsippenbuch der Landgemeinde Vechelade, Kreis Braunschweig, übergeben wir der Allgemeinheit den zweiten niedersächsischn Band der Schriftenreihe „Die Ahnen des deutschen Volkes“. Er enthält eine übersichtliche und soweit es die Quellen zuließen - vollständige Zusammenstellung aller Personen, die vom Jahre 1730 bis zum 31.7.1938 in Vechelade gelebt haben.

Grundlage der Arbeit waren für die Zeit von 1730 bis 1875 die Kirchenbücher der Pfarrgemeinde Vechelde/Vechelade, während für die Zeit von 1876 bis 1938 die Standesamtsregister und Kirchenbücher ausgewertet wurden. Für die Zeit von 1730 bis 1938, also für einen Zeitraum von über zwei Jahrhunderten, wurden für die Gemeinde Vechelade, die heute 338 Einwohner zählt, annähernd 5800 einzelne Eintragungen ermittelt. Dieser Stoff konnte auf insgesamt 159 Seiten dargestellt werden. Um diesen umfangreichen Stoff überhaupt für die Veröffentlichung vorbereiten zu können, mußte man die größte erzielbare Raumersparnis walten lassen. Das Dorfsippenbuch will darum nicht mehr als einen Überblick über den vorhandenen Stoff und ein Gerippe der Familienzusammenhänge während dieses langen Zeitraums geben. Auf die Wiedergabe vieler interessanter Einzelheiten mußte verzichtet werden. Auch enthebt das Dorfsippenbuch nicht von der Beibringung von Urkunden für den Abstammungsnachweis, erleichtert aber die Nachforschung in jeder Hinsicht.

Bei der Bearbeitung der Höfe wurden folgende Quellen über Vechelade benutzt: Die Einwohnerliste des Dorfes, das Lagerbuch und der Rezeß 1), die Brandkataster vom Jahre 1876, 1850, 1828, 1774, 1753, die Feld-, Dorf- und Wiesenbeschreibung von 1755, ferner die Handelsbücher des Amtes Vechelde (18. Jhd.) 2)

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1) beim Bürgermeister in Vechelade

2) sämtlich im Staatsarchiv in Wolfenbüttel.

 

Die Namen und Daten der Gefallenen von 1811/1812 und 1815 wurden entnommen: dem "Namentlichen Verzeichnis der aus den Herzogthum Braunschweig gebürtigen Personen, welche in Westphälischen und Französischen Kriegsdiensten den Feldzug gegen Rußland in den Jahren 1811 u. 1812 mitgemacht haben und bis jetzt nicht zurückgekehrt sind", 1.) und der "Vollständigen Liste der von dem Herzoglich Braunschweigischen Truppen-Corps in der Schlacht am 16.,17., u. 18. Juny des Jahres 1815 gebliebenen, 'verwundeten, vermißten Unteroffiziere'- und Soldaten. " 2)

Das Dorfsippenbuch sieht seine vornehmste Aufgabe darin, die gewonnenen Erkenntnisse über das Blutsgefüge einer engeren Lebensgemeinschaft, als die sich. uns das deutsche Dorf darstellt, weit in das Volk hiauszutragen. Es soll zunächst in jedem Haus des Ortes zu finden sein und dazu beitragen, in jedem Angehörigen der Dorfgemeinschaft die Kenntnis von der eigenen Herkunft zu vertiefen. Darüber hinaus aber will es jedem Volksgenossen, dessen Vorfahren in Vechelade gelebt haben, die Möglichkeit bieten, nicht nur seine Vorfahren bis zum Beginn der urkundlichen Überlieferung kennenzulernen, sondern auch ihren ganzen Lebenskreis, ihre Geschwister und ihre Nachkommen bis auf den heutigen Tag. Der Stadtbewohner, vor allem der deutsche Arbeiter, ist wenn wir nur ein Jahrhundert weit zurückblicken, überwiegend bäuerlicher Abstammung. Durch das Dorfsippenbuch lernt er nun über den Ahnennachweis hinaus die Menschen kennen, die heute noch in dem Ort, aus dem einst seine Vorfahren zur Stadt zogen, leben und die seinen Namen tragen oder sonst mit ihm in Blutgemeinschaft stehen, und, gewinnt innere Beziehung zur bäuerlichen Ahnenheimat.

So will das Dorfsippenbuch nicht bloß die Sippenforschung als solche fördern, sondern vor allem auch mithelfen, die vielfach verlorengegangenen Beziehungen zwischen Stadt und Landt wieder zu beleben, und dadurch an der Stärkung. der letzten Endes im Blutsgedanken wurzeln den Volksgemeinschaft mit arbeiten.

1,2) im Archiv der Stadt Braunschweig.

 

Vechelade und seine Geschichte

Vechelade ist eines der jüngsten Dörfer des Kreises Braunschweig. Ursprünglich eine Tochtersiedlung von Vechelde, hat auch Vechelade bis heute in engster Beziehung zu diesem Flecken gestanden, dessen Bahnhof der nächstliegende ist. Südlich des Dorfes zieht die alte Heer- und Handelsstraße von Braunschweig nach Hannover und Hildesheim. Im Westen liegen die Hüttengebiete von Ilsede und die Walzwerkstadt Peine(13km), im Osten beherrscht die Landeshauptstadt (12km) mit ihren .zahlreichen Schornsteinen und Türmen den Horizont, während im Norden hinter Busch- und Laubwäldern versteckt der Mittellandkanal (5km) das Flachland durchschneidet und im Süden sich eine weite Ebene bis zu den Vorharzhöhenzügen ausdehnt.

Der große Schleusenbau des Stichkanals von Mittellandkanal zu den Hermann-Göring-Werken um Bleckenstedt, der sich zwischen Vechelade und Wedtlenstedt ausbreitet und fast bis an die Dorfgrenzen heranreicht, läßt die Landschaft östlich des Dorfes als ein Industriegebiet erscheinen und unterbricht nach Jahrhunderten zum erstenmal die Abgeschiedenheit und Stille dieser Gegend.

Vechelade ist auf einem kleinen, mit Eichen bestandenen Hügel angelegt und ragt wie eine Insel aus einer wiesenreichen Niederung, der Auesenkung, heraus, der früher Moor und Bruch vorwiegend das Gepräge gaben.

Bis zur Gegenwart haben die Vechelader versucht, die Sumpfwiesen in brauchbare Gras- und Ackerflächen zu verwandeln". Aber erst der Reichsarbeitsdienst, der hier in großer Zahl eingesetzt worden ist, hat Kulturarbeiten in großem Umfange ermöglicht. Damit kann nun der Wunsch der Bewohner in Erfüllung gehen, durch Erwerb wertvollen Acker- und Wiesenlandes ihre Ländereien so zu vermehren, daß ihre Höfe zu Erbhöfen werden können.

Die Ungunst der Bodenverhältnisse hat den Vecheladern schon seit der Dorfgründung ein härteres Schicksal auferlegt als den Bewohnern der benachbarten Dörfer. Da die geringe Acker- und Wiesenfläche nicht ausreichte, um Mensch und Vieh zu ernähren, suchten sie in der Nachbarschaft Beschäftigung als Tagelöhner. Vor der Gründung des Dorfes arbeiteten sie auf dem benachbarten Gut Vechelde, der alten Burg, an deren Stelle aber um 1700 ein Lustschloß der Braunschweiger Herzöge erbaut worden war. Noch heute werden die Vechelader nach 'dieser ersten Tätigkeit auf der Burg im Volksmunde „die Burger" genannt.

Die Quellen über die erste Entwicklung des Dorfes sind spärlich. Herzogin Marie Sophi e Elisabeth von Braunschweig, Gutsherrin von Vechelde, ist die Gründerin des Dorfes.

Im Jahre 1723 legte sie eine Kolonie für ihre Tagelöhner auf dem Vechelder „Lage", dem Vechelder Walde an, die aus 24 Häusern bestand. Vorher lag hier wahrscheinlich nur ein Jagdhaus (Nr.24), in dem der Kaninchenförster wohnte; dicht dabei hatte man einen runden Kaninchenberg angelegt, der von einem Wassergraben umgeben war. Schon vor 1730 war das Jagdhaus in Privatbesitz übergegangen ufid zu einem Brinksitzeranwesen geworden; der Kaninchenberg verfiel, und 1755 lebte kein Tier mehr darin. Die anderen Häuser waren in zwei Reihen angeordnet: Im Norden die Brinksitzerstellen Nr.1-13, im Westen Nr.14-23. Die beiden einseitig mit, Häusern besetzten Straßen bildeten einen Winkel. Die Häuserreihen berührten sich aber nicht; in der Lücke zwischen diesen Hausstellen lag das Gemeindebackhaus. An dieser Dorfanlage hat sich in den zwei Jahrhunderten wenig geändert (s. Dorfplan). Bei jedem Hause standen einst ein paar Obstbäume; außerdem gehörte zu jeder Brinksitzerstelle ein Garten, der einschließlich des Grundstücks 1/4 bis zu 1/2 Morgen groß war. Eine Ausnahme machte lediglich das Jagdhaus, daß schon 1755 mit Ziegeln gedeckt war und einen sehr großen Garten besaß.

Die Bewohner von Vechelade waren von der Herzogin mit besonderen Freiheiten ausgestattet und brauchten keinerlei Abgaben, auch keinen Erbenzins abzuführen. Dafür lieferten sie jährlich ein Rauchhuhn und zehn Eier an die Burg, bei der auch von den Männern wöchentlich an einem Tage Handdienste zu leisten waren. 1755 hielt beinahe jeder Besitzer eine Kuh, die mit auf die Vechelder Weide getrieben wurde, was aber immer zu Streitigkeiten zwischen den beiden Dörfern führte.

Neben der Herzogin, die in Vechelade in den ersten Jahren häufig als Gevatterin auftrat, wurde dem Dorfe eine besondere Förderung durch den Herzog Ferdinand (1767-1792) zuteil, der deshalb vielfach für den Gründer gehalten wurde.

Der Name Vechelade wurde bis 1730 noch nicht erwähnt. Von diesem Zeitpunkt an spricht man in den Quellen von den Häusern "auf dem Vechelder Lage oder Lade" und schließlich von Vechelage, Vechellah und Vechelade. Vechelade war zunächst mit Vechelde bei Wedtlenstedt eingepfarrt, wurde später aber der Vechelder Kirche zugeteilt. Eine eigene Schule besitzt Vechelade seit, 1896; von einer eigenen Feldmark kann man nicht sprechen, da die Äcker in allen benachbarten Feldmarken liegen.

Eine Übersicht über die Entwicklung des Dorfes mögen folgende Zahlen geben. Von der Gründung bis 1755 gab es in Vechelade 24 Hausstellen; 1803: 29 Brinksitzerstellen; um 1860: 32 Häuser; um 1885: 40 Häuser mit 289 Einwohnern und 1933: 56 Wohngebäude mit 87 Haushaltungen und 323 Einwohnern, von denen 157 männlichen und 166 weiblichen Geschlechts waren. Vechelade zählte 307 Protestanten, 9 Katholiken und 7 Angehörige anderer Bekenntnisse.

Die ersten Siedler Vechelades kamen fast ausschließlich aus den Nachbardörfern; sie sind im allgemeinen Söhne aus kleineren Bauernhöfen. Von den Gründerfamilien haben sich im Dorfe nur wenige im Mannesstamm erhalten; aber auch die meisten anderen Familien entstammten bis etwa 1850 bodenständigen Geschlechtern, und ihre Namen finden sich noch heute auf den Hö fen in der Nachbarschaft. Erst mit der Errichtung der Jutespinnerei (1860) und dem Bau der Zuckerfabrik in Vechelde drangen viele Fremde in das Dorf ein, besonders aus dem Osten, auch aus Galizien, Polen und vermischten sich zum Teil mit den Einheimischen. Diese Fremdeinwanderung wurde erst durch den Krieg gestoppt; nach 1918 setzte sogar eine Abwanderung ein, jedoch sind durch den Schleusenbau des Stichkanals heute wieder alle deutschen Stämme vertreten, die aber kaum mit den heimischen Familien in Verbindung treten werden, da es sich bei ihnen um keine Dauerbeschäftigung handelt.

Die Vechelader selbst waren im 18. Jahrhundert nur auf die Bearbeitung ihrer Gärten angewiesen, in die auch Korn hineingesät wurde. Daneben suchten sie sich als Tagelöhner und durch

Spinnen, Torfbacken - der moorige Boden ließ kein Torfstechen zu - und andere Handwerke ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Als die fürstl. Hofhaltung in Vechelde um die Wende des 18. Jahrhunderts verschwand, hatten die Vechelader besonders schwer um ihr, Dasein zu ringen. Das Torfbacken wurde jetzt im Großen betrleben: verkauft wurden die Torfstücke hauptsächlich in der Stadt Braunschweig. Ein Teil der Männer von Vechelade ging tagtäglich in die Landeshauptstadt, um in den Gärten der Bürger zu graben oder in den Gärtnereien zu helfen. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts arbeiteten viele Vechelader auf der JuteSpinnerei und Zuckefabrik in Vechelde; nach 1900, besonders aber nach dem Weltkriege in den Industriewerken von Ilsede, Peine und Braunschweig. Daneben bewirtschafteten sie meist noch einige Morgen Pachtland und hielten etwas Vieh. Dadurch wurde von ihnen die Zeit der großen Arbeitslosigkeit nicht so drückend empfunden. Zum Erwerb von eigenen Äckern und Wiesen bot sich ihnen erst Gelegenheit bei der Verkoppelung um 1860. Seitdem haben sie in den benachbarten Feldmarken Äcker und Wiesen gekauft. Hinzukam, daß jedem Brinksitzerhof eine bestimmte Morgenzahl an Domänenacker als Pachtland zur Verfügung stand und außerdem Pachtäcker aus den benachbarten Dörfern, von den Bewohnern Veohelades erworben wurden. Noch heute ist der Hunger nach Land im Dorfe groß.

So wurde in zwei Jahrhunderten unermüdlicher Arbeit' und Anspruchslosigkeit dank zähesten Lebenswillens der Grund geschaffen zu der heutigen wirtschaftlichen Lage des Dorfes, die man durchaus mit Wohlatand bezeichnen kann.

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