Quelle: Geschichtsverein Großalmerode

 

 

Die Schul(l)meisters oder die Sippe des

Gustav-Adolf Goebel in Großalmerode

 

von Gustav Wollenhaupt

 

 Der erste Ahne dieser Sippe, der urkundlich festgestellt werden konnte, ist ein Epteröder mit dem Vornamen Balzer. Verheiratet war er mit einer Elisabeth, deren Familienname nicht bekannt wurde, die am 1.September 1676 im Alter von 51 Jahren starb, demnach 1615 geboren sein muss. Um diese Zeit, vielleicht einige Jahre früher, dürfte auch unser Balzer geboren sein.

 

Balzer hatte auch zwei Brüder namens Johannes und Martens, die beide einmal bei Kindern ihres Bruders Pate standen und dabei als Brüder identifiziert werden konnten. Ob diese drei Brüder auch die Vorfahren der zahlreichen Epteroder Familien Goebel sind, muß einer späteren Arbeit vorbehalten bleiben. Mit der Verheiratung des Sohnes von Balzer Goebel, Hans-Jörge, am 2. Dez.1685 mit der Witwe Marie Martin, geb. Nolde nach Großalmerode, hat sich dieser Zweig auch stark nach Großalmerode verbreitet.

 

Damit soll aber nicht gesagt sein, daß alle Großalmeroder Goebels von Epterode herunter gekommen sind. Im ältesten Kirchenbuch von Großalmerode, das 1648 beginnt, sind gleich auf der ersten Seite drei Geburtseintragungen von Goebbels zu lesen, ähnlich verhält es sich mit dem ältesten Kirchenbuch von Epterode. Der Name wurde ursprünglich Goebbels, später Goebbel, Göbbel und heute Göbel oder Goebel geschrieben.

 

Das steht wohl fest, dass der Name schon vor dem dreißigjährigen Krieg in Epterode als auch in Großalmerode vorkommt. Ein weiteres Charakteristikum ist, dass diese Sippe in beiden Gemeinden schon sehr früh mit dem heimischen Ton in Verbindung tritt. Balzer Goebel als auch sein Bruder Johann werden einmal als Tiegelmacher, ein andermal als Töpfer aufgeführt und die Verwandtschaft mit dem Ton hat sich über Jahrhunderte in dieser Sippe erhalten.

 

Balzer Goebel konnte sich schon eine Dienstmagd halten, wohl ein Beweis dafür, daß er sich mit der Fabrikation seiner Schmelztiegel über das Einkommensniveau der anderen Burger stellen konnte. Dienstmägde in unseren armen Bergdörfern waren gar nicht so häufig, wie das in guten, landwirtschaftlich genutzten Gemeinden der Fall war. Balzer hatte dann allerdings auch diese Dienstmagd einmal mit seiner Frau verwechselt. Eine entsprechende Eintragung im Kirchenbuch liest sich so:

 

" Anno 1669 hat Baltzer Goebbels, Tiegelmacher, welcher mit seiner gewesenen Magd, Anna Ziegler, im Ehebruch eine Tochter gezeuget, seine Kirchenbuße öffentlich bezeuget."

 

Und das arme Mädchen hatte schon ein Jahr früher, also 1668 vor den Altar gemusst, um auch ihrerseits für die begangene Sünde Buße zu tun.

 

 

Die 1. Generation :

 

Baltzer Goebbels, Tiegelmacher zu Epterode, verheiratet mit Hausfrau Elisabeth, geb. 1615 (1624 handschriftliche Korrektur), gest. 1.9.1676, 52 Jahre alt.

 

 

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Kinder: .

 

1.       Elisabeth, etwa 1645 geboren, heiratete am 3.1.1667 den Jost Heinemann  (richtig * 27.11.1646)

 

2.       Clobes, geb. 1648, konfirmiert 1663, verheiratet  (richtig * 5.4.1645)

 

3.       Anna Christina, geb. 1650, konfirmiert 1663

 

4.        Katharina, getauft 22.2.1652, gest. 16.12.1738, verheiratet

 

5.       Ottilie, getauft 4.6.1654, konfirmiert 1668

 

6.       Johann Daniel, getauft 20.3.1657, verheiratet 16.10.1684

 

7.       Hans Jörge, getauft 8.12.1659, konfirmiert 1672, ist später Meister auf der Rauschenbach

 

8.       Anna Katharina, getauft 15.1.1663, verheiratet 18.11.1686 mit Hans Martinus aus Laudenbach

 

9.       Johann Jost, getauft 31.12.1665, gest. 5.2.1666

 

10.   Balthasar Gerwig, getauft 8.3.1667, konfirmiert 1680

 

 

 

Von diesen 10 Kindern scheint nur Hans-Jörge nach Großalmerode geheiratet zu haben. Vom 2.12.1685 datiert seine Trauung mit Marie Nolde, Witwe des Johann Sebastian Martin. Diese Martins waren in mehreren Generationen leitende Mitarbeiter in Großalmeröder Alaunwerken. Vielleicht ist durch diese Heirat auch unser Hans-Jörge zu seiner Meisterstelle im Alaunbergwerk in der Rauschenbach gekommen.

 

 

Die 2. Generation :

 

Hans-Jörge Goebbels, getauft 8.12.1659, getraut 2.12.1685 mit Marie Nolde. Sie wurde schon am 13.2.1686 mit 36 Jahren zur Erde bestattet, somit 1650 geboren und 9 Jahre älter als ihr Mann. (handschriftlich + 29.1.1704)

 

Zwei Eintragungen im Kirchenbuch geben Aufschluss darüber, dass am 23.1.1686 ein totgeborenes Töchterlein und am 13.2. desselben Jahres die Hausfrau Marie Goebbels begraben wurden. Diese Ehe ist ohne Nachkommen geblieben. Ein von dem damaligen Pfarrer Holzapfel dieser Ehe zugeschriebener Sohn Christian ist 1708 geboren, also 12 Jahre nach dem Tode der ersten Frau Marie, geb. Nolde. Da Christians Geburts- bzw. Taufeintrag im Kirchenbuch vergessen wurde, konnte das Geburtsjahr anhand seines Sterbeeintrags festgestellt werden. Damit ist er 1708 geboren und das 7. und letzte Kind aus der zweiten Ehe des Hans-Jörge Goebbels und zugleich Stammträger der 3. Generation.

 

In zweiter Ehe heiratete Hans-Jörge Goebbels, Bergmeister auf der Rauschenbach am 19.1.1688 die Anna Katharina Becker, Tochter des Querenberger Müllers Engelhardt Becker, geb. 22.8.1652. Aus dieser Ehe konnten folgende Kinder ermittelt werden:

 

1. Christoffel, geb. 10.3.1689, Pate ist der Mutter Bruder

 

2. Franz, geb. 22.7.1691, Pate ist Franz Goebbels aus Bremen

 

3. Elias, geb. 26.3.1693, gest. 28.10.1699

 

4. Peter, 16.2.1696, Pate ist Peter Becker

 

5. Anna Elisabeth (handschriftlich durch gestrichen und durch Martha ersetzt)  geb. 23.11.1698, Patin ist der Mutter Schwester

 

6. Balthasar, geb. 23.4.1703, Pate ist des Vaters Bruder Balzer

 

7. Christian, geb. 1708, gest. 18.1.1774, 66 Jahre alt

 

 

 

Seite 3 –

 

Der als 7. Kind geborene Christian setzt die Ahnenreihe der Schul(l)meisters (Goebels) in Großalmerode fort. Die fünf Brüder dürften dazu beigetragen haben, dass der Name Goebel seit Jahrhunderten neben den Gundlachs hier der beherrschende Familienname wurde. Im Taufbuch von 1847 - 71 wurden allein 81 Geburten der Goebels registriert; um die Jahrhundertwende wohnten in Großalmerode 31 dieser Familien. Die Berufe der Männer sind: 9 Tonhacker, 1 Töpfer, 1 Tiegeldreher, 1 Fabrikant, 2 Geschäftsführer, 1 Kistenfabrikant, 2 Tiegelfabrikanten, 1 Tongrubenbesitzer, 1 Wirt und andere Berufe.

 

Die nach dem 30-jahrigen Krieg aufblühende Tonindustrie bietet den Goebels reichlich Gelegenheit, sich zu bewahren und zu entwickeln. Das galt für die in Epterode als auch für die in Großalmerode wohnenden. Mittlerweile aber häuften sich die Tiegelmacher in beiden Orten so sehr, dass der Absatz der Fertigware stockte und die Preise die Selbstkosten nicht mehr deckten. Das war wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Christian Goebel als der Träger der 3. Generation aus dem Ton in die Braunkohle wechselte.


 

Die 3. Generation :

 

 Christian Goebel, geb. 1708, sein Geburts- bzw. Taufeintrag ist im Kirchenbuch nicht zu finden, gest. am 18.1.1774 im Alter von 66 Jahren, verheiratet am 8. Oktober 1728 mit Anna Martha, Tochter, geb. 18.8.1695, gest. 24.11.1772. Nach diesen Eintragungen im Kirchenbuch wäre Frau Goebel 13 Jahre älter gewesen als ihr Mann. Kinder:

 

1. Dorothea Elisabeth, geb. 26.7.1729  (Pate: Großmutter Dorothea Goebel hansschriftlich)

 

2. Elias, geb. 21.9.1731, gest. 14.9.1799, 67 Jahre alt

 

3. Georg Peter, geb. 13.9.1735

 

4. Christoph, geb. 19.7.1738

 

5. Jost Peter, geb. 7.3.1743 ( Dies Kind brachte ein Blutgewächs über dem linken Auge mit auf die Welt, "eines Hellerweckes groß")

 

 

Die 4. Generation :

 

 Elias Goebel, geb. 21.9.1731, gest. 14.9.1799, 67 Jahre alt, verheiratet am 26.2.1771 mit Anna Elisabeth, geb. Becker, geb. am 2.1.1737, gest. 17.11.1828, 91 Jahre alt!

 

Von Beruf war Elias Goebel Töpfer, hatte also als Träger der 4. Generation wieder in den Ton zurückgefunden. Aber die Zeiten waren alles andere als lobenswert. Der 7-jährige Krieg stockte Handel und Wandel. Auch Großalmerode litt unmittelbar unter den Besatzungstruppen, die von den Einwohnern verpflegt und untergebracht werden mussten.

 

Kinder:

 

1. Johann Zacharias, geb. 24.3.1774, gest. 1.3.1842

 

2. Johannes, geb. 26.12.1777

 

 

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Die 5. Generation :

 

 Johann Zacharias Goebel, geb. 24.3.1774, gest. 1.3.1842, 68 Jahre alt, Pfeifenmachermeister, verh. am 27.11.1796 mit Magdalena, geb. Knecht, geb. 18.3.1774, gest. 1.7.1831, 57 Jahre alt. Das Aufgebot beim zuständigen Pfarrer hatte folgenden Wortlaut:

 

" den 16. November 1796 "

 

Erschien der Gardiste vom hochlöblichen Regiment Garde Joh.  Zacharias Goebel von hier, 22 Jahre alt, als Bräutigam und Magdalena Knecht von hier, 22 Jahre alt, als Braut und zeigen an, dass sie einander die Ehe zugesagt hatten und baten dieses zu protokollieren.

 

Nachdem nun die beiderseitigen Eltern dieses Eheversprechen zufrieden, der Bräutigam den Heiratskonsens vorgezeiget, auch dieses Eheversprechen gerecht protokolliert worden und mir kein Impedemento bekannt, so ist dieses anhero protokolliert."

                                                                                                         Koppen, Pfarrer "

 

Kinder:

 

1. Andreas, geb. 31.1.1797

 

2. Anna Elisabeth, geb. 24.1.1799, gest. 16.11.1841

 

3. Johannes, geb. 20.2.1801, gest. 29.3.1832

 

4. Frantz, geb. 21.3.1803

 

5. Johannes, geb. 11.4.1805

 

6. Wilhelm, geb. 25.10.1807

 

7. Andreas, geb. 8.12.1809, gest. 5.8.1840 ( Pate: Andreas Knecht, Pfeifenmachermeister, der Mutter Bruder )

 

8. Heinrich, geb. 8.7.1812, gest. 18.8.1870

 

9. Johannes, geb. 25.1.1815

 

 

 

Johann Zacharias in der fünften Generation war wahrscheinlich durch seine Verheiratung mit einer Magdalena Knecht in das Tonpfeifenmachergeschäft eingestiegen. Die Knechts waren seit Jahren die führenden Vertreter dieser Branche. Die Goebels, seit Generationen in der Verarbeitung des Tones zu Hause, hatten rechtzeitig das Geschäft des Jahrhunderts gewittert und sich von der Drehscheibe auf die Verarbeitung des Tones über metallene Formen umgestellt.

 

Die Pfeifenmacher bezogen ihren Ton von der Königlichen Tongrube. Angesichts der florierenden Geschäfte überkam sie eines Tages die Angst, der Rohstoff konnte über kurz oder lang ausgehen und mit den ergiebigen Geschäften hatte es dann ein Ende. Allein im Jahre 1776 verarbeiteten die Pfeifenmacher 12.000 Zentner Pfeifenton, was in Anbetracht der geringen Gewichte der Pfeifen eine erhebliche Rohstoffmenge darstellt. So stellten sämtliche Pfeifenmacher der Stadt im Jahre 1788 der Regierung vor, " dass der Ton nicht mehr in der Menge vorhanden sei, sofern keine Beschrankung des Verkaufs ins Ausland verfügt werde, sie der Gefahrausgesetzt waren, daran gänzlich Mangel zu leiden und ihr Gewerbe, von dem so viele Menschen sich nährten, einstellen zu müssen." Bei der nächsten Verpachtung des Tones verfügte tatsachlich die Regierung, dass kein Ton mehr ins Ausland verkauft werden dürfe. Damit war aber wieder der Pächter der Tongruben nicht einverstanden und andererseits boten die Pfeifenmacher selbst nur 20 Taler Jahrespacht.

 

 

 Seite   5 - wird fortgesetzt

 

Die Regierung lief nun die Tonfelder von Sachverständigen abbohren, die zu dem Ergebnis kamen, "daß noch für Jahrhunderte an ein Ausgehen des Tones nicht zu denken sei". Sie übernahm nun auch den Abbau des Tones in eigener Regie und machte im ersten Jahr gleich einen Gewinn von 225 Talern. Der Höhepunkt lohnenden Schaffens aber sollte erst der 6. Generation vorbehalten sein.

 

Die 6. Generation :

 

Heinrich Goebel, Tabakspfeifenmachermeister, geb. 8.7.1812, gest. 18.2.1870, verh. in erster Ehe mit Anna Catharina Casselmann am 22.8.1835, Witwe von dem Pfeifenmachermeister Andreas Knecht, geb.am 12.7.1808, gest. 23.1.1863. Kinder aus erster Ehe :

 

1. Marie, geb. 22.5.1836, gest. 25.9.1885

 

2. Heinrich Theodor, geb. 21.4.1838, gest.1891 in Kassel

 

3. Johann Heinrich, geb. 10.4.1840, gest. 2.7.1891 Zwillinge

 

4. Wilhelm Ludwig, geb. 10.4.1840, gest. 15.4.1842

 

5. Siebert, geb. 30.12.1841, gest. 1.6.1908

 

6. Julius, geb. 4.3.1844, gest. 1.4.1917 in New York

 

7. Johann Gustav, geb. 29.1.1846, gest. 29.1.1846

 

8. Sophie Luise, geb. 29.3.1847, gest. 20.4.1848

 

9. Elise Pauline, geb. 11.12.1848, gest. 17.3.1849

 

10. Elise Wilhelmine, geb. 17.1.1851

 

 

 

Die zweite Ehe des Heinrich Goebel am 11.5.1865 mit Katharina Friederike Emilie Jüngling, Witwe von dem Pfeifenmacher Andreas Rüppell, geb. am 14.7.1832, war kinderlos geblieben. Auffällig an beiden Heiraten ist, dass es jedes mal Witwen von Pfeifenmachern sind. Es ist deshalb nicht ausgeschlossen, dass mit der Heirat auch die Konkurrenz ausgeschaltet werden sollte. Zur Herstellung einer Tabakspfeife mit Profil benötigte man eine Gravur (Form), die häufig Bildnisse regierender Fürsten trugen und damals schon ihren Preis kosteten. Je mehr solcher Gravuren vorhanden waren, umso leistungsfähiger konnte der Betrieb sein. Diese verschiedenartigen Formen stellten somit ein angesehenes Betriebsvermögen dar. Heinrich Goebel hat es dann auch verstanden, mit dieser Betriebserweiterung glänzende Geschäfte zu machen. In kurzer Zeit hatte er alle anderen Betriebe Überflügelt und bis zu 40 Mitarbeiter beschäftigt. Bald hatte er sich den Ehrentitel "Pfeifenkönig" verdient, auf den er nicht wenig stolz war. Zweimal im Jahr reiste der "Pfeifenkönig" nach Lüneburg und Hamburg, um mit den dortigen Exporteuren Kontakt zu pflegen und Exporte zu besprechen. Große Mengen dieser Pfeifen gingen nach Amerika, wo sie wegen ihrer Preiswürdigkeit von der ärmeren Bevölkerung, vornehmlich Negern, gern gekauft und deshalb auch Negerpfeifen genannt wurden. Holland trieb ebenfalls einen schwunghaften Handel mit diesen Erzeugnissen, veredelte sie zum Teil durch einen zweiten Brand, um sie dann als echte holländische Tonpfeifen gewinnbringend in den Welthandel zu bringen.

 

Die Handelsleute der Meißnerdörfer waren nicht weniger gute Abnehmer Almeröder Tonerzeugnisse, auch dieser Tabakspfeifen, und fuhren sie mit ihren bedeckten Handelswagen weit in die deutschen und angrenzenden Länder hinaus.

 

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 Heinrich Goebel starb schon mit 58 Jahren an einem offenen Beinleiden und hinzutretender Blutvergiftung. Seine Frau Anna Katharina, geb. Casselmann ist schon mit 53 Jahren an der damals noch nicht heilbaren Schwindsucht gestorben. Von ihr weiß man zu erzählen, dass sie eine gebildete und allseitig verehrte Frau war. Sie war es auch, die mit ihrem Vorbild großen Einfluss auf die achtköpfige Familie ausübte und sie bis zu ihrem Tode eng zusammenhielt. Aus Liebe zu seiner Mutter stellte der Sohn Julius seine schon lange geplante Auswanderung nach Amerika bis nach ihrem Tode zurück. Das Geburtshaus der Kinder aus der 6. Generation war das Haus Nr. 178 (heute Katholisches Pfarrhaus), welches im Jahre 1880 abbrannte, aber im selben Jahr von den Söhnen Theodor und Siebert wieder aufgebaut wurde.

 

 Der nun nach Amerika ausgewanderte Sohn Julius hatte zuerst den Kaufmannsberuf in Kassel erlernt, dann aber die Bergschule in Clausthal besucht. Handel und Wandel mit dem Ton und seiner Verarbeitung flossen ihm von früh auf im elterlichen Betrieb zu, so dass alle Voraussetzungen gegeben waren, diese im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten in die Tat umzusetzen.

 

 Das Geschäft zu Hause in Großalmerode führten der rater und seine Söhne Theodor, Heinrich und Siebert. Julius, der Auswanderer, bedachte seine Angehörigen in Großalmerode reichlich mit Auftragen. Jetzt ging es nicht nur um Tonpfeifen, auch Schmelztiegel und Salbenkruken wanderten über den großen Ozean. Aber auch drüben war aller Anfang schwer. Julius hatte die Ware aus Großalmerode in Kommission genommen und drüben auf eigene Rechung verkauft. Was, ihm aber fehlte, war das in solchen Fallen unbedingt notwendige Betriebskapital. Der väterliche Betrieb, der auf Zahlungen aus Amerika wartete, geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Die Brüder Theodor, Heinrich und Siebert mussten im Auftrage des Vaters versuchen, das dringend benötigte Kapital aufzutreiben, damit die Vorlieferanten befriedigt werden konnten. Es war eine gütige Fügung des Schicksals, dass der ehrsame und lautere Geschäftsmann Heinrich Goebel kurz vor seinem Tode noch erleben durfte, dass alle von seinem Sohn in Amerika geschuldeten Beträge eingingen. Leider war es ihm aber durch den frühen Tod nicht vergönnt, an der nun folgenden stürmischen geschäftlichen Aufwärtsentwicklung seines Sohnes Julius teilzuhaben.

 

Das Geschäft in Großalmerode, von Vater und Söhnen aufgebaut, firmierte nach dem Tode des Vaters: Heinrich Goebel Sohne, Inhaber waren Theodor und Siebert. Sohn Heinrich, der Schreiner gelernt hatte, übernahm als alleiniger die Fertigung der für den Versand nach Obersee benötigten Emballagen (Verschlage, Kisten und Fässer). Von Januar bis März 1890 lieferten Heinrich Goebel Sohne nach Amerika: 4259 Kisten rohen Ton, 960 Kisten und 63 Fässer gebrannten Ton, ferner 99 Fässer Rohton. Inzwischen war es Julius gelungen, die Großalmeroder Tonerzeugnisse, vor allem auch den Hafenton, in Amerika einzuführen und in wenigen Jahren daraus ein bedeutendes Geschäft zu machen. Noch arbeiteten alle vier Brüder in bester Harmonie und zu aller Nutzen. Nicht nur bei Bruder Julius in Amerika, auch in Großalmerode war der Wohlstand eingekehrt.

 

In Großalmerode war in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Mann namens Macco aufgekreuzt; seines Zeichens Bergingenieur. Er hatte bald das Geschäft mit dem guten Ton erkannt und eingesehen, dass die Zersplitterung in der Gewinnung, der Verarbeitung und dem Rohtonverkauf auf die Dauer zu keinem befriedigenden Ergebnis führen würde.

 

Fortsetzung folgt!

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Die Schul(l)meisters oder die Sippe des Gustav-Adolf Goebel  ( 3. Fortsetzung )

 

Den vielen kleinen Betrieben fehlte zur Aufschlie5ung der Tonfelder und der lukrativen Weiterverarbeitung der Tone das notwendige Betriebskapital. Es gelang Macco der Zusammenschluss einer Anzahl kleiner und mittlerer Betriebe zu der "Vereinigte Großalmeroder Thonwerke A.G." Am 17.11.1888 liegt ein Vertragsentwurf zwecks Ankaufs der Firma Heinrich Goebel Söhne durch die A.G. vor, in welchem die Ankaufssumme auf 370.000,-- Mark fixiert wird.

 

 

 

Die Brüder Theodor und Siebert in Firma Heinrich Goebel Söhne, die bisher mit dem dritten Bruder Heinrich das gewinnträchtige Geschäft mit dem vierten Bruder Julius in Amerika betrieben, entzweiten sich und brachten die Firma Heinrich Goebel Söhne zu einem für damals unvorstellbaren Preis von 300.000,-- Mark in die neu gegründete Aktiengesellschaft ein.

 

 

 

Mit der Firma Heinrich Goebel Söhne übernahm die neugegründete Aktiengesellschaft auch die Firma Rüppel und Co., vormals Königliche Thongruben mit den vom Staat verliehenen Ausbeuterecht, die soq, Reservatsfelder. Die umfangreichen Tonfelder dieser beiden Firmen kamen der Vereinigten Großalmeroder Thonwerke sehr gelegen, da sie meist an die der V.G.T. angrenzten und einen vorteilhaften Abbau des Hafentones ermöglichten.

 

 

 

Julius in Amerika soll diese Entwicklung vorausgesehen haben. Einige Jahre vorher sicherte er sich schon das Wentzel'sche Tonfeld mit Gebäuden. Im Jahre 1898 kaufte Julius auch ein Liphardt'sches Tonfeld und das angrenzende Noll'sche Anwesen. Die Vereinigten Großalmeroder Thonwerke kamen aber einer sich neu auftuenden Konkurrenz entgegen, indem sie Julius den Verkauf ihres Tones für die Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada übertrugen. Übrig geblieben war der stolzen Firma Heinrich Goebel in der 7. Generation war der Schreinerbetrieb des Heinrich Ferdinand. Er durfte für den Versand der Tone und Fertigerzeugnisse der Aktiengesellschaft die Emballagen weiter liefern.

 

 

 

Erst am 22.8.1906 veräußerte auch Julius Goebel in New York seinen gesamten Besitz in Großalmerode an die V.G.T. zum Preise von 175.000.-- Mark. Die Auflassung vom 22.8.1906 weist folgende Positionen aus:

 

 

 

Haus Nr. 184 

 

a) Wohnhaus mit Anbau, Hintergebäude, Stallung, Abtritt und Hofraum

 

b) Fabrikgebäude mit Wohnungen

 

c) Brennhaus

 

d) Werkholzlager

 

e) Remise für Werkholz

 

f) Garten.  Es folgen 5 verschiedene Grundstücke.

 

 

 

Haus Nr. 186 1/2 

 

a) Wohnhaus mit Anbau, Stallung, abgesonderten Abtritt und Hofraum

 

b) Brennhaus

 

c) Schweinestall

 

d) auch Schweinestall

 

Es folgen 7 verschiedene Grundstücke

 

 

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Die 7. Generation :

 

Johann Heinrich Ferdinand Goebel, Schreiner, geb. am 10.4.1840, gest. am 2.7.1891, verh. 4.12.1864 mit Emilie Brübach, geb. 20.10.1840, gest. am 26.10.1901.

 

Kinder:

 

1. Heinrich Hermann    geb. 10.6.1863, legitimiert durch Ehe der Eltern am 4.12.1864, gest. 11.5.1906

 

2. Georg Cornelius      geb. 24.1.1866 gest.

 

3. August Theodor       geb. 22.2.1868 gest.

 

4. Elisabeth                 geb. 3.11.1869 gest.

 

5. Siebert                     geb. 25.6.1871 gest. 5.11.1873

 

6. Totgeborenes Kind   geb. 25.6.1871

 

7. Gustav Adolf            geb. 25.9.1872 gest. 9.10.1952

 

8. Julius                      geb. 2.6.1874 gest.

 

9. Karl Ludwig             geb. 18.3.1876 gest. 23.6.1950

 

 

 

Die beiden Söhne Heinrich Hermann und Gustav Adolf führten das Geschäft, gestützt auf Julius Goebel in Amerika, erfolgreich weiter. Mit diesen beiden Brüdern treten wir in eine Ara ein, die viele heutige Großalmeröder noch miterlebt haben. Mit dem Beinamen "Schullmeister" tritt vor allem der längstlebende Gustav Adolf vor unser geistiges Auge, der das Bernhardt' sche Grundstück in der Bahnhofstrasse erwarb und das heute noch von dreien seiner Tochter bewohnt wird. Gustav Adolf war es auch, der im Jahre 1928 eine Aufzeichnung Ober seine Sippe machte, die dieser Arbeit teilweise zu Grunde liegt. Er war wohl auch der geistige Vater des Geschäftes, wahrend sein Bruder den handwerklichen Teil erledigte, der nach seinem frühen Tod auf den Sohn Julius (Kreisleiter) überging.

 

 

 

Durch den ersten Weltkrieg war dieses Geschäft mit seinen Beziehungen zu Amerika schon einmal völlig zusammengebrochen. Nur der brüderlichen Treue aus Amerika war es zu danken, dass Handel und Wandel hinüber und herüber bald nach dem Krieg wieder aufblühten. Der Ausgang des zweiten Weltkrieges aber hat das seit 1878 mit dem Bruder Julius in New York bestehende Geschäft völlig zerstört. Die danach aufgewachsene Generation ist hier und drüben in andere Berufe gewechselt, der Großalmeroder Ton hat inzwischen neue Wege nach Übersee gefunden.

 

 

 

Was aber bis heute in der zahlreichen Verwandtschaft fortlebt, ist das Andenken an den immer hilfsbereiten, guten Onkel Julius in Amerika. Als er 1910 mit Frau und Kind zu Besuch hier weilte, wohnte er bei Gustav Adolf. Bei den letzten Vorbereitungen auf diesen Besuch stellte man plötzlich fest, dass noch die Blumen zum Empfang fehlten. Flugs schickte man den Mitarbeiter Noll aus dem Betrieb in Gottes Natur um Blumen zu pflücken. Blumen im Geschäft zu kaufen war damals in Großalmerode noch nicht möglich. Noll aber wollte es besonders gut machen und rannte hinauf in den Hirschberg und holte einen großen Strauß Maischellen. Diese waren wohl in den Augen der Gastgeber keine richten "Blommen". Jeden Augenblick konnte der Besuch schon eintreffen; es blieb bei den Maischellen. Dies hatte sich in der Stadt herumgesprochen und fortan hatte Noll seinen Beinamen, den er ein ganzes Leben lang getragen hat: "Die Maischelle".

 

 

 

wird fortgesetzt

 

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Über Julius Goebel in New York schreibt Gustav Adolf am Schluss seiner Niederschrift: „Der liebe Verstorbene hat es sich nicht nehmen lassen, seinen in Not und Bedrängnis gekommenen Verwandten tatkräftig zu unterstützen. In treuer Liebe, Ehrfurcht und Dank werden wir seinen Namen in Ehren halten.“

 

 

 

Unter anderem sind folgende Wohltätigkeiten in Erinnerung:

 

1.       Zu Weihnachten wurden alle Verwandten – ob alt oder jung – beschenkt.

 

2.       Veranstaltung einer italienischen Nacht im Jahre 1878 mit Getränken und Essen auf dem Bilstein.

 

3.       Im Jahre 1880 Festveranstaltung für die verwandten Familien und Mitarbeiter auf der Krähwiese in der Faulbach, abends Tanzvergnügen bei Knecht’s.

 

4.       Festveranstaltung zum Geburtstag seines einjährigen Sohnes am 14. Juni 1884 auf dem Felsenkeller.

 

5.       Für den Kriegerverein zwei mal zur Fahne gestiftet.

 

6.       Stiftungen für die Kirchenorgel, Kirchenbeleuchtung, Bilsteinturm, Kriegerdenkmal und ein silbernes Schreibzeug in den Sitzungssaal des Rathauses.

 

 

 

Die 8. Generation:

 

 

 

<Gustav> Adolf Goebel, Kaufmann, geb. am 25.09.1872, gestorb. Am 09.10.1952, verh. am 24.09.1898 mit Anna Elise Wollenhaupt, geb. am 27.03.1879, gest. am 11.04.1959, jeweils in Großalmerode.

 

 

 

Kinder:

 

1)       Else,                              *05.03.1899

 

2)       Frieda Minna,                 *08.01.1901

 

3)       Heinrich Theodor,                      *27.02.1902

 

4)       Eduard August,              *12.08.1903

 

5)       Karl Ludwig,                  *12.06.1905

 

6)       Helene Hedwig,              *31.05.1907

 

7)       Anna,                             *25.07.1909

 

8)       Gustav Adolf,                 *12.06.1911

 

9)       Hilde,                             *01.07.1913

 

10)   <Magda> Gertrud,          *07.10.1915

 

11)   Edwin,                           *17.04.1919

 

 

 

Gustav Adolf hat den Beinamen Schul(l)meister getragen. So war er von der großen Zahl der Namensträger Goebel gut zu unterscheiden. Der Beiname soll entstanden sein, als er die Patenschaft über einen Neffen angenommen hatte, der später Schullehrer wurde und mit dem er sich gern identifizhierte. Im vorigen Jahrhundert war aber schon einer seiner Sippe Mädchenschullehrer in Großalmerode, dessen Besoldung 1809 von 40 au 70 Thaler erhöht wird.

 

 

 

Die 9. Generation:

 

 

 

1)       <Ingrid> Charlotte, *13.09.1939, verh. 27.07.1962 mit Schreinermeister Heinrich <Heinz> Möller.

 

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